Bei einer Gehirnerschütterung handelt es sich um eine leichte traumatische Kopfverletzung, die durch eine direkte oder indirekte Krafteinwirkung auf den Kopf verursacht wird. Aus den damit einhergehenden komplexen pathophysiologischen Veränderungen resultiert eine vorübergehende Störung der Gehirnfunktion (vgl. Echemendia et al., 2011; Harmon et al. 2013).
In etwa 90 % der sportbezogenen Gehirnerschütterungen liegt keine Bewusstlosigkeit vor (McCrea et al., 2003), im cranialen CT oder klassischen MRT zeigen sich in der Regel keine Auffälligkeiten. Eine Gehirnerschütterung wird von Sportlern oder Trainern häufig nicht als solche erkannt, da sie sich in eher unspezifischen Symptomen äußert. Typische Beschwerden oder Symptome sind der Tabelle 1 unter dem Link “Anzeichen und Symptome” zu entnehmen.
Gefahren und mögliche Spätfolgen: Die mit einer Gehirnerschütterung verbundenen Beschwerden klingen üblicherweise innerhalb von ein bis zwei Wochen nach der Verletzung wieder ab (Lovell et al., 2004). In den ersten 24 bis 48 Stunden nach einer Gehirnerschütterung liegt jedoch ein erhöhtes Risiko für das Auftreten intrakranieller Komplikationen wie z.B. einer Gehirnblutung vor. Neben einer allgemeinen Erhöhung der Verletzungswahrscheinlichkeit steigt nach einer Gehirnerschütterung das Risiko, eine weitere – möglicherweise schwerwiegendere – Kopfverletzung zu erleiden, um das drei- bis sechsfache an (Guskiewicz et al. 2003; Hatfield et al., 2004).
Das Gehirn befindet sich also in einer so genannten „vulnerablen Phase“, in der es anfälliger für weitere Schädigungen ist. Als mögliche Ursachen hierfür werden verschiedene pathophysiologische Prozesse diskutiert (z.B. das Auftreten einer „neurometabolischen Kaskade“; Giza & Hovda, 2001). Da Sportler nach einer leichten traumatischen Kopfverletzung häufig von einer Verlangsamung des Reaktionstempos und der parallelen Informationsverarbeitung berichten, besteht bei den betroffenen Athleten auch die Gefahr, aufgrund der Einschränkungen dieser Aufmerksamkeitskomponenten schlechtere Leistungen zu bringen bzw. spielentscheidende Fehler zu machen.
Erleidet ein Sportler im Laufe seiner Karriere mehrere Gehirnerschütterungen, können sich deren Effekte über die Zeit hinweg kumulieren. Es droht die Gefahr chronischer Beeinträchtigungen mit negativen Auswirkungen auf die weitere sportliche Karriere und das Privatleben. Bilden sich die Beschwerden nicht innerhalb eines Zeitraumes von drei Monaten zurück, spricht man von einem so genannten „postkommotionellen Syndrom“. Dieses Syndrom tritt bei etwa 10 % aller Personen nach Gehirnerschütterung auf. Eine seltene, jedoch äußerst schwerwiegende Komplikation stellt das so genannte „Second Impact Syndrom“ dar (Fischer & Vaca, 2004).
Kommt es in der vulnerablen Phase nach einer Gehirnerschütterung zu einem weiteren Hirntrauma, kann dies zu einer lebensbedrohlichen Störung zerebrovaskulärer Autoregulationsprozesse führen. Im American Football, Eishockey und Fußball ist es hierdurch leider auch schon zu Todesfällen gekommen. In jüngster Zeit wird als mögliche Spätfolge repetitiver leichter Hirntraumata die Entwicklung einer chronisch-traumatischen Encephalopathie (CTE) diskutiert. Hierüber wurde bereits in der Medical Sportsnetwork Ausgabe 4.12 von Dr. Stanwell & Prof. Gardner berichtet.
Sollten Sie sich nicht sicher sein, oder Sie glauben Sie haben eine Gehirnerschütterung dann müssen Sie unbedingt mit jemandem darüber sprechen! Auch wenn Sie vielleicht selbst der Meinung sind, es ist nicht so schlimm, so werden Sie trotzdem von wichtigen Menschen in ihrem Umfeld eine objektivere Meinung zu ihrem körperlichen und mentalen Zustand bekommen. Selbst bei der kleinsten Unsicherheit über Ihren Zustand gibt es nur den Weg: gehen Sie zu einer, entsprechend medizinisch ausgebildeter Person, am besten zu einem Neurologen. Hier werden Sie die notwendige Fachberatung erhalten, um entsprechend mit Ihrer Verletzung umzugehen.
Nur ein Arzt ist in der Lage, Ihnen die Schwere Ihrer Verletzung zu erklären und Ihnen die notwendigen Schritte der Behandlung aufzuzeigen, um Ihrem Gehirn die notwendige Ruhe zu verschaffen, die es braucht um sich wieder zu erholen. Bei richtiger Diagnose und richtiger Heilbehandlung kann man sich von einer Gehirnerschütterung (leichtes Schädel-Hirn Trauma, SHT1) relativ schnell und ohne bleibende Schäden erholen. In der Regel verlangt eine Gehirnerschütterung sehr viel Ruhe und eine erhebliche Reduzierung Ihrer körperlichen Anstrengungen.
Auch wenn es schwer fällt, aber Tätigkeiten wie Autofahren, Fernsehen, Lesen, Video Spiele oder körperliche Anstrengungen müssen vollkommen eingestellt werden. Sollten Sie sich nicht daran halten, bedeutet das, dass sich der Heilungsprozess erheblich verlängern wird. Nicht diagnostizierte oder nicht therapierte Gehirnerschütterungen können im Alter verheerende Auswirkungen auf ihr Leben haben.
Wählen Sie aus der Liste unten für weitere Informationen.
Abonniere unseren Newsletter